Liebes Tagebuch, ja, wie du siehst, habe ich schon sehr lange nichts geschrieben. Ich führe zur Zeit ein bequemes, ereignisarmes Leben und mein säuerlich-verdrießlicher Gesichtsausdruck, den ich mir seit Jahren täglich für mindestens drei Stunden in Folge auf mein Antlitz zaubere, hat endlich Früchte getragen und meine Verrückte dazu gebracht, das Hundekörbchen ganz abzuschaffen, anstatt es immer wieder zu verschönern, neu zu drapieren, zu optimieren und es mir schmackhaft machen zu wollen. Ich besitze nun einen eigenen Sessel, und da dieser inzwischen zu 95,99% aus meinem Fell besteht, wird auch nie wieder ein Mensch sich erdreisten, ihn zu begehren. Ha. Ha. Weshalb ich eigentlich schreibe, liebes Tagebuch, ist, weil ich dir von unserem heutigen Ausflug berichten möchte. Du weißt ja, ich mache mir nun schon seit 5,5 Jahren Sorgen um meine Verrückte, sie gibt sich sehr viel Mühe, ihr wunderliches Oberstübchen nicht komplett einstürzen zu lassen, doch manchmal sickert’s durch und dann plagen mich allerlei zukunftsbezogene Ängste. Bei wem wohne ich, wenn sie unwiederbringlich in die Anstalt abtransportiert wird? Wer kauft mir meine Biomöhren? Ich mag neuerdings nur die gelben, sie sind saftig und aromatisch. Da mir immer noch niemand einfällt, der sich meiner annehmen würde, habe ich beschlossen...
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