Entschuldigung, haben Sie irgendwo meinen Feminismus gesehen?
Ich habe noch nie irgendwelche Texte über den Feminismus geschrieben oder mich auf welche Art auch immer dazu geäußert, einfach weil ich denke, dass es Menschen gibt, die da viel mehr zu sagen haben. Da das nicht mein Interessengebiet ist, weiß ich gar nicht, was so die aktuell feministischen Belange und Tendenzen sind, aber ein Paar Dinge verwirren mich in letzter Zeit und bringen mich dazu, darüber nachzudenken, was der Feminismus definitiv NICHT ist.
Ich höre in letzter Zeit wirklich oft, dass junge Frauen irgendwas einfordern. Irgendwelche Gleichberechtigung, fordern sie ein, weil sie das Gefühl haben, diesbezüglich übern Tisch gezogen zu werden. Das sind Mädels, die noch studieren oder irgendwelche Praktika machen, von Dresden nach Berlin und von Berlin nach Leipzig ziehen. Entweder von ihren Eltern unterstützt werden oder nebenbei selber arbeiten gehen. Sich im Großen und Ganzen in der selben modisch-musikalischen Gruppe bewegen und ähnliche Beziehungserfahrungen sammeln. Ganz normale junge Frauen halt. Aber sie stehen eine nach der anderen auf und klopfen in ihren männerlastigen Freundeskreisen auf die Frühstückstische. «Warum hört ihr uns eigentlich nie zu, wenn wir reden?!» — fragen sie empört. «Warum werden unsere Ratschläge und Erfahrungen bei der Planung von irgendwelchen Veranstaltungen im besten Fall nicht beachtet, aber nicht selten auch müde belächelt?!» — wundern sie sich in einem vorwurfsvollen Ton. Ach so, ein pikantes Detail — die Freundeskreise bestehen oft aus irgendwelchen Musikern, Electro-DJs, den «coolen Jungs» halt, deswegen möchte man da auch nicht einfach die Tür zuknallen und gehen, wenn es sich irgendwie respektlos anfühlt, weil dann sitzt man ja mit seinem Trinkpäckchen allein aufm Schulhof.
Jedes Mal, wenn ich von so einem Mutanfall erfahre, hängt sich erstmal mein System auf. Hä?…Was?…Kann man das so machen?…Einfach mit dem Füßchen stampfen, die Unterlippe vorschieben und sagen: «Her mit dem Respekt!»? Echt, und man kriegt den dann auch? Und wenn man ihn kriegt, aber weiß, dass er einem gar nicht freiwillig gegeben wurde, sondern unter Druck, schmeckt er einem dann noch, dieser Respekt?
Eigentlich hat das doch rein gar nichts mit Feminismus zu tun. Das ist sogar der Antifeminismus, wenn man so will. Denn das Frauenbild, welches da entsteht, ist so wahnsinnig uncool, das man es gar nicht ernst nehmen kann. Und aus Mitleid ernst nehmen ist zu bescheuert…Was will denn eigentlich so eine Frau? Will sie wirklich gleichberechtigt behandelt werden? Nee, so wie sie da steht, mit ihren kleinen wütenden Fäustchen und einem leicht bettelnden Ton in der Stimme, will sie eher eine Sonderbehandlung. Sie will, dass auf ihre…äh…Behinderung Rücksicht genommen wird, denn anders kann sie sich dieses Gefälle am Frühstückstisch nicht erklären. Es muss doch daran liegen, dass sie eine Frau ist. Frau-Sein ist demnach eine Schwäche, und ja da muss man bissl lauter werden und mal Tacheles reden mit den verkaterten Machos, die einem gerade nicht zugehört haben, während man schon wieder Dinge erzählt hat, die nur für einen selber interessant sind.
Ooops. Vielleicht ist das der Grund, warum einem, bis auf die Mädels, die man gut abgerichtet hat, keine Sau zuhört? Weil man möglicherweise noch in der infantil-egozentrischen Blase lebt, in der andere Menschen in Servicezonen aufgeteilt sind und dazu da sind, einen mit sozialen Streicheleinheiten zu versorgen, wann immer man diese braucht. Früher hat man wortlos die Hand ausgestreckt und die Mutti legte ein Brötchen rein oder reichte einem die Schnabeltasse. Dieses Bild ist normal. Ein Kleinkind ist von anderen Menschen physisch, psychisch und juristisch abhängig. Wenn man mit Ende Zwanzig/Anfang Dreißig immer noch das Patschehändchen ausstreckt in der Hoffnung, solche grundsätzlich freiwilligen Dinge wie Interesse und Respekt zu bekommen, ist das kein so normales Bild mehr. Wenn ich ‘ne Dreiviertelstunde vom Stuhlgang meines Hundes rede, weil er gerade ein bisschen flüssig ist und meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist das ein Thema, das nur für mich interessant ist, und wenn da nicht mal aus Höflichkeit zugehört wird, liegt’s …hm…vermutlich nicht am meinem Geschlecht. Manche Menschen können auch einfach nicht gut erzählen. Das gibt’s auch. Selbst aus der spannendsten Geschichte machen sie irgendwas furchtbar Einschläferndes. Und leider neigen gerade Frauen oft dazu (und darüber hatte ich schon mal was geschrieben), viel zu detailliert über Belanglosigkeiten zu reden. Niemand muss wissen, wann man wo abgebogen ist und nach wie vielen Metern dann das Ziel erreicht wurde. Das ist kommunikativer Müll, der nur Platz wegnimmt.
Ich weiß auch nicht. Welchen Wert soll denn dieser Respekt haben, den man sich mit Erpressung erbettelt hat?
Thank you! Your submission has been received!
Oops! Something went wrong while submitting the form