Effi Mora

Juli. Unterm Strich.

05.08.2016

Der Juli 2016 war so reich an Ereignissen und Erkenntnissen, dass ich gar nicht darüber reden möchte. Stattdessen tue ich das, was ich in solchen Situationen immer tue: alles relativieren und ins Lächerliche ziehen. (Hundewelpen erledigen das auf eine ähnliche Weise — «Wenn du Etwas nicht einordnen kannst, dann friss es oder pinkel drauf!»). Deshalb fasse ich kurz zusammen, was im Klartext heißt — mir fehlen die Worte und deshalb knalle ich hier einfach meine privaten (oh, là, là!) fb-Statusmeldungen rein von Juli 2016. Faulheit, wie sie im Buche steht, ja:

Erster (1) Juli, 2016

Werde wohl zum ersten Mal meine Freundesliste ausbürsten.
Ähm…. wie soll ich das erklären…in meinem Newsfeed sind sehr unterschiedliche Ansichten vertreten. Bei so manchen Posts kräuseln sich meine Fußnägel und ich weiß schon gar nicht mehr, wie oft ich die Tastatur vollgespuckt habe, als mir aufging, dass der eine oder andere, den ich Jahre lang für adäquat und unentzündet hielt, plötzlich ganz öffentlich seine prachtvolle politische Erkrankung entfaltet hat. Ich hab alle bewusst in der Freundesliste gelassen, weil mir die Vielfalt der Arten am Herzen liegt und, weil ich offenbar eines von diesen anstrengenden Kunstweibern bin, die ihr Interesse für allerlei deviantes Zeug damit rechtfertigen, Material für die Forschung im Namen der Kunst zu sammeln. Egal. Jedenfalls können mich menschliche Abgründe und Perversitäten nicht so schnell schocken, dass ich sie sofort löschen und wie einen Albtraum vergessen muss. Nee, sollen sich doch alle austoben, wie es ihre Erziehung zulässt. Mir doch Wurscht.
Aaaaaaber. Freunde. Offenbar gibt es doch Inhalte, die mich direkt in mein butterweiches Inneres treffen. Wer also unbedingt die abartige Ermordung der 13-jährigen Hallel Jaffa Ariel relativieren muss, um sich im Humanismus zu üben oder die Gewaltverherrlichung irgendwie niedlich findet, bei der einem palästinensischen Kleinkind ein Marzipanbild auf seine Geburtstagstorte geklatscht wird, auf dem sein Vater einen israelischen Soldaten absticht, möge sich bitte selbst aus der Liste kicken. Wir haben einander definitiv gar nichts zu sagen. Ich will diesen Scheiss nicht mehr sehen. Irgendwann ist auch mein Ekelvolumen verbraucht.

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3. Juli, 2016

Ja gibt’s denn so was?!? Bin gerade beim schnurstracksen Marschieren durch die Bahnhofshalle und gleichzeitigem Ins-Handy-Starren in bester Zombietradition mit einem Emoboy kollidiert, der seinerseits einen knielangen, gebügelten Pony (und hoffentlich aus diesem Grund einen Sehbehindertenausweis) hatte. Ich hör schon meine zukünftigen Enkel fragen:»Oma, wie war das denn so, eine lebende Karrikatur zu sein?». Aua-aua.


 

4. Juli, 2016

Vegetarier, bitte einmal weggucken. Der feine Herr hat nur einmal im Jahr Geburtstag. (Dass er an allen anderen Tagen ganze Hühner mit Eiern drin kriegt, muss ja keiner wissen)

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9. Juli, 2016

Dresden, Barockviertel. Achtung-Achtung. Vermisst jemand seine arabische Katze? Ich kann nicht so richtig einschätzen, ob sie ein wenig verwirrt oder einfach nur ganz jung und auf ihrer ersten Tour ist. Sie ist soeben zielsicher wie ein Panzer auf meinen Hund zugesteuert, hat ihn von allen Seiten beschnuppert und für völlig harmlos befunden (der Hund wird nun von mir psychologisch betreut). Also hatte sie bis jetzt wohl nicht so viele Erfahrungen mit dieser Spezies. Aber ansonsten wirkt sie eher unsicher.

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11. Juli, 2016

Zeit für die nächste Liebeserklärung an das deutsche Gesundheitssystem. Nachdem sich Frau Mora mitten in der Nacht zur Notaufnahme befördert hatte, weil sie dachte, dass ihr Herz endlich geplatzt ist und logischerweise durch die Nase raus läuft, weil Herzen so was tun, dort wie selbstverständlich rein spaziert ist und wie bei sich zuhause auf die kuscheligste Liege gefallen ist, mit einem «Nein, sagen Sie nichts. Ich weiß, dass ich sterben muss»-Gesicht alle im KH vorhandenen EKG-Saugnäpfe, Flexülen, Kanüllen, Spritzen, Piiieep-Geräte, tättowierte Pfleger und einen jungen Bereitschaftsarzt gnadenlos beansprucht und von den echten Patienten abgelenkt und ferngehalten hat, und nachdem natürlich raus kam, Ha! Überraschung! dass es sich bei dieser exotischen Erkrankung um akute Entzündung des Dramaqueenmuskels, auch bekannt als alberne Panikattacke, handelte, hält sie nun auch noch völlig gratis die ausführlichsten Werte ihrer geheimnisvollen Innereien in den zittrigen Pfötchen und hätte sogar über Nacht bleiben können, damit man am nächsten Morgen mit den übrig gebliebenen lustigen Doktorspielen fortfahren könnte. Es ist wirklich sehr beruhigend, zu wissen, dass selbst sowas ernst genommen wird. Und man hört doch immer wieder gern, dass man trotz Kunststudium, Altersschwäche und Alkoholismus im Aufwiedersehen-Stadium die Werte einer 12-jährigen Obstesserin hat. So und nun gute Nacht.

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11. Juli, 2016

Das trashigste daran, wenn die eigene Mutter dein Facebook liest, ist nicht etwa ihre allzeitige Informiertheit über alle Peinlichkeiten, die du im Flatratemodus generierst, oh nein, es ist vielmehr die Tatsache, dass sie es mit Hilfe des Google Translators («Transistors» wird mir an dieser Stelle penetrant vorgeschlagen. Ich glaub’s auch) liest. Dann sieht ein relativ harmloses klamaukiges Textchen, wie das von gestern Nacht ungefähr so aus:

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!!!!!!!!###******************************##
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WIR WERDEN ALLE DRAUF GEHEN!!!!!!!1

@@@@@@@@@@@@@@@@ 

&##***@@@@!!!!!!!!!!!1111111&&&***
!!!!!!!%%%%%%***********!!!!11111111
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12. Juli, 2016

Medizin.

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13. Juli, 2016

-Nein, Benny, wir werden diesen unsäglichen Schuh nicht mit nach Hause nehmen.
-Sagt wer?

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14. Juli, 2016

Wer bei dreckigen Witzen empfindlich ist, bitte nicht lesen.

Ein Oktopus bewirbt sich beim Zirkus als Musiker. Der Direktor ist skeptisch, gibt ihm aber eine Violine. Oktopus spielt. «Hm…» — denkt der Direktor und gibt ihm eine Flöte. Oktopus spielt. Das Gleiche passiert mit Klavier, Cello, Mundharmonika und noch fünf weiteren Instrumenten. Dann fragt der Direktor:
-Und was ist mit Dudelsack?
-Dudelsack? Kenn ich nicht. Aber krieg ich bestimmt hin.
Der Direktor lässt einen Dudelsack bringen. Plötzlich bekommt der Oktopus einen ganz glasigen Blick, wird nervös und zittrig.
-Was haben Sie denn? Können sie den nun spielen oder nicht?
-Kann ich ihn vorher ficken?

Jaja, ich weiss. Bei mir scheint die zweite Pubertät ausgebrochen zu sein.


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20. Juli, 2016

Doch doch, ich wusste, dass mein Hund nur die Hälfte der Tassen im Schrank hat, aber neuerdings trägt er seinen Ball selbst ins Wasser und holt ihn selbst wieder raus. Ich liebe diese Selbstständigkeit!

p.s. meine lieben, ich habe keinen Messenger, sehe eure Nachrichten also nur zuhause auf dem PC. Wenn’s dringend ist, schreibt sms.


20. Juli, 2016

Nun ja…

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25. Juli, 2016

Fuuuuuuuuuuuck…
Laptop kaputt.
Kann bei fb keine Nachrichten lesen, da kein Messenger aufm Handy.
Kontakt nur per Email oder sms möglich.
Ich sollte mich besaufen, aber es ist zu heiß.


26. Juli, 2016

Einen entscheidenden Vorteil hat der plötzliche Laptop-Verlust allerdings. Und nein, die Graphorrhö kann man damit nicht heilen. Ein Graphomane kritzelt seine Verwirrtheitsprotokolle, wenn’s sein muss, auch mit einem rostigen Nagel auf die Tapete. Dazu braucht man wirklich keinen Computer. Der Vorteil ist, dass man sich seine Mitbewohner endlich genauer anschaut. Dann kann man nämlich erkennen, dass z. Bsp. die stolze Gurkenpflanze Dr. Greta Engelhardt irgendwie unpässlich wirkt und irgendwas braucht, was sie offenbar nicht kriegt.

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27. Juli, 2016
Ach so, an alle, die gerade wegen dem Regen rummotzen — den hatte ich für mich bestellt. Konnte ja nicht wissen, dass der dann überall ist.
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28. Juli, 2016
 Ganz große Gefühle hier…so viel Drama in einem Bild.
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30. Juli, 2016
Die offizielle Uniform der italienischen Carabinieri.
Lolchen. «Officer, ich kann mich nicht entscheiden, ob ich zuerst in Ohnmacht fallen und mich dann ergeben soll oder umgekehrt.» — und das genderübergreifend :D (Meiner Meinung nach fehlt bei diesem Outfit die Reitgerte).
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30. Juli, 2016
Ophelia, wo ist dein Hamlet?
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30. Juli, 2016
Ach wie gern würde ich hier allen ihre infantil-aggressiven Masken vom schmollenden Antlitz runter reißen, wenn ich bloß selber keine auf hätte…
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AAaa!!! Hab mir vor Schreck den Pinsel ins Auge gerammt. Kann mich nicht gewöhnen an diese Dinger, besonders wenn sie schwarz sind.
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Man kann sich jahrelang auf alle erdenklichen Arten mit der Beschaffenheit der Welt auseinander setzen, unterschiedliche philosophische Schulen und Methoden der Kategorisierung und des Definierens zu Rate ziehen, ja sich sogar bei Religion und Okkultem bedienen. Eine Frage bleibt immer offen: WER IN DIESEM HAUSHALT FRISST SCHEREN??? (Haargummis, Radiergummis, Plektrons, Feuerzeuge sind ebenfalls oft betroffen)
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Mein Leben ist so hart zur Zeit…Habe beim Stöbern ein 100 Jahre altes Eis am Stiel gefunden. Einzeln verpackt. Fünf Minuten lang angestarrt und mit einem «Nee! Auf keinen Fall!» wieder zurück in den Tiefkühlschrank gelegt. Natürlich ließ es mich nicht in Ruhe, wie es da im Dunkeln lag und wimmerte und selbst nicht mehr wusste, wie es überhaupt dahin kam. Also habe ich es wieder raus geholt und angestarrt. Es ging einfach nicht. Mir wurde klar, dass wir nichts füreinander tun können. Die Bedürfnisse sind zu unterschiedlich und ichwillnicht, ichwillnicht, ichwillnicht, nein,ich will jetzt einfach kein Eis, es soll aufhören, mich emotional zu erpressen! Schluss jetzt, hab ich gesagt. In diesem Moment ist es mir aus der Hand geglitten und so hart auf den Fliesen aufgeschlagen, dass nur noch Brei in der Tüte hin und her schwappte. Und ja, unter diesen Umständen MUSSTE ich es aufessen, weil es irgendwie meine Schuld war…Aaaaaaaaaaa, ich hab’s so schwer mit mir *heul*
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Ich finde, dass irgendjemand endlich diese Studie durchführen sollte, falls es die noch nicht gibt, bei der die Taschentücher der Psychotherapiepatienten vor, während und nach der Sitzung untersucht werden. Warum sehen manche, z. Bsp, aus wie Figuren aus einem postsowjetischen Horror-Trickfilm? Hat das wirklich nur mit psychomotorischer Unruhe und Gestaltungszwang zu tun? Wie sehen die Taschentücher bei Burnout-Patienten aus? Und bei Angst-und Panikstörungen? Die rein Histrionischen stell ich mir witzig vor. Kann man an der Anzahl und der Endkonsistenz bestimmen, in welcher Phase der Depression man gerade steckt? Und was ist mit denen, die verächtlich schnauben, wenn ihnen die Box gereicht wird und sich ihre ganze Lebensgeschichte lieber mit dem Ärmel im Gesicht breit schmieren? Hm…
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