Habe mal wieder ein Telegramm vom Hund bekommen.
Ha! Der Blick! Ich hab’s gewusst: man kriegt vielleicht den Stadtneurotiker aus der Stadt, aber man kriegt nicht die Stadt aus dem Stadtneurotiker vertrieben. Ist ja nicht so, als würde man’s nicht versuchen. Meine Stadtleine war den Herren wohl zu plump, ja, zur idyllischen Tümpellandschaft passt sie tatsächlich weniger gut als eine Wäscheleine. Unser letztes Treffen vergangene Woche war auch sehr aufschlussreich. Monsieur Hund wurde nach Pulsnitz in ein Hotel gebracht, damit ich ihn …ähm waschen durfte. Ich wundere mich hier über gar nichts mehr. Die Tätigkeit «Hund waschen» sollte auf irgendeine mysteriöse Weise zu meiner Genesung beitragen und da sein Duft inzwischen an einen mittelalterlichen Fischmarkt zu Zeiten der Pest erinnerte und er das sonst von niemandem machen lässt und jeden Versuch sofort unterbindet indem er sich in Etwas mit acht Beinen verwandelt, von denen jedes einzelne 1,5 Meter lang ist und im irren Winkel abgespreizt werden kann, war das auch wirklich nötig. Während der ganzen Fahrt nach Pulsnitz knabberte ich nervös an einem Taschentuch und versuchte mir vorzustellen was mich dort erwartet. Die Nervosität war berechtigt. Ein testosterongeladener Kobold im Benny-Kostüm rannte auf mich zu, verfehlte meine Hand, knallte mit dem Kopf gegen den Garderobenständer und pinkelte auf den Teppich. Wer zur Hölle bist du, dachte ich erschrocken, schämte mich allerdings sofort für diesen Gedanken. Erst als er komplett nass unter Dusche stand und mir so einen ähnlichen Blick wie auf dem Foto zuwarf, erkannte ich durch die dicke Schicht der bäuerlichen Patina meinen sensiblen kleinen Beaglemischling.
Bald, bald, mein Kleiner. Nur noch ein Paar Monate, dann sind wir wieder vereint, dann erzählen wir uns alles. Bald bist du bei mir. Ich hab deine Mozart-CD besorgt und Anti-Proll-Pillen. Bald, bald…
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