Effi Mora

Архив метки: News

Puh…

04.08.2017
Na super, hab mir vorhin ein Date entgehen lassen. Wurde nämlich an der Ampel am Albertplatz vom einem ca. 50-Jährigen aufm Fahrrad angestarrt, und als ich zurück starrte, zeigte er mir mit Händen und Mimik, dass ich meine Kopfhörer raus stöpseln soll. "Das ist ja prima, dass gerade rot ist, darf ich Sie was fragen?" Bitte nicht nach dem Weg fragen, bitte bitte nicht, ich hab schon Leute nach Prohlis geschickt, die einfach nur hätten zweimal abbiegen müssen, dachte ich erschrocken. "Mögen Sie Roland Kaiser?" Ich weiß nicht, was da in dem Moment in meinem Gesicht stattfand, aber er sagte:" Ok, ist wohl nicht ganz ihre Welt?" und deutete auf die Kopfhörer. Tja, in den Kopfhörern ist seit drei Monaten der prolligste Soundtrack aller Zeiten - der von "Suicide Squad», was aber keineswegs meinen Musikgeschmack beschreibt. (Das ist sowieso meine Lieblingsangst, dass jemand plötzlich meine Kopfhörer rauszieht und kurz mit hört und dann zeigt der ganze Bus mit dem Finger auf mich und alle lachen sich die Innereien aus dem Leib, weil ich gerade mit einem Gemisch aus Sinatra und der italienischen Nationalhymne versuche, die richtige Stimmung aufzubauen (welche auch immer das ist, don’t ask) Und jetzt hab ich auch noch schweren Herzens auf Roland Kaiser verzichtet, der

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Düfte, Komplexe, Schönheit, Nahrungskette.

09.09.2016
Klassenarroganz ist umso erquicklicher, je weniger gerechtfertigt sie ist. Im Dresdner Barockviertel ist heute Cocktail-Night, was im Klartext bedeutet, dass alle Arten von Milfs die Gelegenheit haben, ihre Solariumbräune und ihre Sommerkleider mitten in der Woche auszuführen und die Geschäfte bis 22 Uhr Cocktails mixen, in der Hoffnung, die aussichtslosesten Ladenhüter, durch festliches Drapieren und Beleuchten den beschwipsten Kunden besser andrehen zu können. Ich habe wie immer nichts davon gewusst und bin quasi im Pyjama, mit zerzausten Haaren, einer prächtigen Knoblauchfahne und meinem Hund, der, nun ja, machen wir uns nichts vor, ein wenig riecht, da rein geplatzt. Der Hund zog mich natürlich gleich in eine Parfümerie rein (er zieht mich immer irgendwo rein, früher waren's Kneipen, danach Spätis. Räumlichkeiten, die er offenbar am besten kennt). Da standen wir nun. Ringsum Flakons, Spiegel, Bürokauffrauen in geilen Schuhen, Typen mit einem "Ich-bin-in-der-Hölle"-Gesicht, alle mit mindestens drei Cocktails intus, schwere Limetten-und Vodkadämpfe in der Luft. Ich streunte ein wenig zwischen den Regalen, alles, was ich dort sah, kannte ich schon auswendig. Ich und Parfümerie - ist ein Thema für sich. Es fing vor vielen vielen Jahren an, da war ich noch ganz klein, als das mystische Wort "Orchidee" in meinem Wortschatz einen Platz fand. Es muss für meine damaligen Mitmenschen ziemlich anstrengend gewesen sein, weil ich seitdem begeistert und ein wenig manisch alle Phänomene und Gegenstände auf ihre Orchideenhaftigkeit untersuchte. Orchidee, Orchidee, Orchidee. Irgendwann kamen Iris, Flieder, Tulpen und Tannen hinzu, die fleischigen Köpfe der Pfingstrosen dufteten wie Himmel, hatten jedoch Jahr für Jahr einen immer schlimmer werdenden Ameisenbefall. Traditionen müssen sein. Heute habe ich einen ganz guten Überblick, welche Zutaten wo auf welche Weise gemixt werden und weiß leider auch, was Nischenparfümerie bedeutet. Leider, weil

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Boys will be boys. (Ein Paar Gedanken über Väter, Jungs und Männer)

09.08.2016
Jeni Stepien ist eine junge Frau aus den USA, deren Vater vor 10 Jahren bei einem Raubüberfall erschossen wurde. Das Herz ihres Vaters wurde an den herzinsuffizienten Arthur Thomas gespendet. Seit der erfolgreichen Transplantation waren die beiden in Kontakt und nun - 10 Jahre später - wurde Jeni Stepien von Arthur Thomas zum Altar geführt. Alle haben geheult, Jeni legte ihre Hände auf Arthurs Brust, sie bedankten sich beieinander, und ich war stinksauer auf mich, weil ich auch heulen musste. Unfassbar, dachte ich mir. Das Internet ist voll mit solchen Rührseligkeiten: Menschen, die Tiere retten, Tiere, die Menschen retten, Kinder, die ihre Eltern zum ersten Mal wieder sehen, körperlich Beeinträchtigte, die über die Grenzen ihres Körpers hinauswachsen. Tausende von lebensbejahenden Berichten, Videos, Interviews. Viele davon sind inspirierend, ja. Auf jeden Fall. Aber ich mag es nicht bzw. finde es ein bisschen gefährlich, wie leicht zugänglich die Knöpfe und die Hebel sind, mit denen man bei einem Menschen bestimmte Emotionen hervorrufen kann. On/Off. Einmal drauf drücken - der Patient weint, zweimal drauf drücken - der Patient lacht. Diese Knöpfe waren schon immer da, aber seit der Internetisierung liegen sie völlig unverschlüsselt rum. Jeder, der einen Account hat, kann an seiner target audience Experimente durchführen. Macht man natürlich nicht. Jedenfalls reagiere ich normalerweise nicht so emotional auf derart einfache Botschaften, weil mir der Mechanismus dahinter zu sehr ins Auge springt. Wahrscheinlich war's das Thema an sich. Und ich hab nachgedacht. Ja, es war das Thema. Das Thema "Vater" und alles, was damit zusammen hängt. Vor zwei Wochen ist ein...

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Even deeper

10.07.2016
Seit ich das erste Mal den beängstigend attraktiven Anglerfisch gesehen hab, war es meine liebste Gruselfantasie, in einer sphärischen, von allen Seiten durchsichtigen, dem enormen Druck standhaltenden Kapsel in die tiefste Untiefe zu tauchen, da wo diese ganzen unvorstellbaren Arten und göttliche Humorübungen leben. Diese ganzen unförmigen, geleeartigen, fünfäugigen und weiss der Geier, welche noch Kreaturen. Ich träumte davon, mit meiner Kapsel ganz unten weich aufzuschlagen, für einige Sekunden das Licht anzumachen und…an Ekel zu sterben.

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Die Sache mit dem Pavlenski…

18.06.2016
Petr Pavlenski ist der Typ, über den ich mich vor paar Jahren beinahe in Stücke zerlacht hätte, weil er im Rahmen einer Performance seine…Verzeihung…Hoden an den Roten Platz genagelt hatte. Bei einer anderen Aktion rollte er mit Stacheldraht umwickelt irgendwo im Zentrum von Moskau hin und her. Den Mund hatte er sich auch mal live und ohne Narkose zugenäht usw. usw. Damals war mein einziger Gedanke: « Junge, wenn du schon so viele Zeugen brauchst, um deine borderlinisch-histrionschen BDSM-Gelüste vollwertig ausleben zu können, dann verkauf das wenigstens nicht als Kunst.». Dann hat man ‘ne Weile nichts von ihm gehört. Bis er irgendwann nachts zum FSB-Gebäude (Föderaler Sicherheitsdienst der russischen Föderation) ging und deren Tür in Flammen setzte. Lolchen. Viele Lolchens. Ich glaube fast, Humor ist das einzige, womit man mich überhaupt noch eineigermaßen erreichen kann. Das Anzünden der Tür beim FSB finde ich zum Schreien komisch. Zumal es offenbar so simpel war. Das war vor 7 Monaten. Seitdem find ich ihn gut. Was daran Kunst ist und was nicht, ist erstmal wurscht. In Russland geht es zur Zeit um ganz andere Dinge. Kunst, so wie man sie in Europa versteht, ist ein luxuriöses Symptom. Luxuriöse Symptome muss man sich erst leisten können. Wenn man aber noch im Epizentrum des Traumas steckt, kann man sich keine Symptome leisten. Da muss man wach sein und da muss man schnell sein, beim Denken, beim Umschalten, beim Mimikrieren. Keine Zeit für Sentimentalitäten.

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